Faustspirale EXPO 2000, Hannover
Starres System: Statik
Durch die spiralförmige Verdrehung entsteht
eine Drehspannung (Torsion), die versucht,
die Spirale wieder gerade zu richten. Und da
die Statik als Teilgebiet der Mechanik die
Lehre von der Festigkeit und des
Gleichgewichtes ist, lag es nahe, die Spirale
zu elementieren – auch aus Gründen des
Transports, der Montage und Demontage –
und vorzuverformen. Verbunden sind diese
Elemente mittels Gelenke, die an Seilen
hängend in der letzten Szene herabgelassen
werden können und am Ende ein stabiles
Gesamtgebilde ergeben müssen, um über
20 Engel aufnehmen zu können.
Die nahe liegende Lösung erzeugte viele
Probleme:
Die gegensinniggekrümmte Verformung
konnte mit ausreichender Sicherheit
beantwortet werden, nicht jedoch die Frage
nach der geometrischen Verformung der
Projektion; zudem fanden wir die
Deckenuntersicht von vorverformten
Teilelementen nicht schön, da diese
wesentlicher Bestandteil aller Bühnenbilder
mit Ausnahme der letzten Szene darstellt.
Und die stabile Koppelung und Entkoppelung
der Elemente erforderten einen paßgenauen
Maschinenbau, der nicht finanzierbar
gewesen wäre.
Weiches System: Elastizität
Ein grundsätzlich anderer Lösungsansatz
bestand darin, die Spirale ohne Gelenke
auszuführen und die Verdrehung über die
Weichheit des Materials zu erreichen: Stahl
soll ausschließlich im elastischen Bereich
beansprucht werden, um so eine ästhetisch
befriedigende Deckenuntersicht zu
erreichen.
Da Statik die Lehre von der Festigkeit und
nicht von der Weichheit ist, sagten uns die
besten Statikprogramme, dass eine
Durchbiegung von 7 m Höhe bei einer
Spiralenlänge von cirka 100 m nicht
möglich ist. Dem Programm musste
Nachhilfeunterricht erteilt werden und
Schritt für Schritt eine größere
Durchbiegung beigebracht werden.
Errechnet wurden schließlich
Rohrdurchmesser von etwa 100 mm bei
den größeren Spiaralwindungen und etwa
80 mm bei den engeren Spiralwindungen.
Verbunden sind die beiden Stahlrohre mit
Quertraversen und Gitterrosten mit einer
Maschenweite von cirka 35 mm, sie dienen
als Laufweg und lassen dem Beleuchter
noch viel Spielraum.